Genau hier
(Right here)
Traveling Exhibition "Passt scho"
Pfaffenhofen - Würzburg - Vilsbiburg - Kaufbeuren - München
2021
Film - Text - Photography
Magdalena Jooss zeigt in ihrer Arbeit „Genau hier“ verschiedene Facetten des frustrierenden und ambivalenten Kampfes
um Wohnraum auf,der nicht nur in München immer bedeutsamer wird. Im Kapitel „Stimmung in Bayern“ der Studie
„Das Bundesland der Superlative?“ (Friedrich-Ebert-Stiftung, 2021) wird betont, dass Menschen, die in Bayern leben, die
Sicherheit, den Wohlstand und die Verlässlichkeit im Freistaat schätzen. Diese Faktoren spielen eine besondere Rolle,
wenn es um das eigene Zuhause geht. Durch die prekäre Entwicklung des Wohnungsmarktes sind sie jedoch nicht nur
bedroht, es besteht auch die Gefahr, sie gänzlich zu verlieren. In einer langsamen Kamerafahrt tastet die Linse im Film
„Quadratmeter“ Rohbauten ab, als würde sie sich nach etwas sehnen, das sie sich zu eigen machen könnte. Mit der
Arbeit „Na und“ werden Zitate, in denen Menschen ihre Erlebnisse bei der Wohnungssuche schildern, die einer
unrealistischen Selbstvermarktung gleicht, dem Film „Qualitätsmeter“ gegenüber gestellt. Hier beschwört ein Mann vor
der Baustelle mantraartig die Ideale Freiheit, Potenzial und Einzigartigkeit. Doch im Zusammenspiel von Jooss‘ Arbeit wird
deutlich, dass dies nichts als Worthülsen aus Luxusbroschüren sind, die er unkritisch wiedergibt. Selbstbestimmtheit,
Flexibilität und Optimierung werden hier zu Versprechen, die letztlich auf eine Mauer prallen. Eine Mauer, die überall
aus demselben Beton gegossen ist.
(Text: Marie-Luise Mayer)
←