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Smells liked aged spirit

Scholarship program of the Free State of Bavaria
2022
Car license plate holder

Cooling foil yellow
Car wash, painted in traffic gray

Ein 3 mal 2 meter großes Stahl und Aluminiumgerüst steht im Raum und bewegt rhythmisch 18 dunkelgelbe Folien. Langsam werden diese geschwenkt. Wie Lamellen eines Kühlvorhangs in (solch) industriellen Kühlhallen, oder wie die Leder einer Autowaschanlage schwingen sie. Auf diese warmgelben Folien sind mit schwarzem Lackstift Muster gezeichnet. Aus der Ferne uniform aussehend, erkennt man recht schnell dass es eine Vielzahl von Mustern sind, die sich innerhalb eines Rasters unterscheiden.
Das Ausgangsmaterial sind die Halterungen der KFZ-Kennzeichen an den Automobilen. Diese so unscheinbaren und fast unsichtbaren Teile sind dennoch unverzichtbarer Bestandteil eines jeden Kraftfahrzeuges, welches auf unseren Straßen legal fahren will. Die Muster übertragt die Künstlerin durch abpausen der Leerräume auf die Folien, und erstellt so eine Negativ form dieser Halterungen.
So fällt dem Betrachter auf, dass eine ganze Reihe von unterschiedlichen Mustern entstehen, je nachdem wie die Hersteller die genormte Vorgaben umsetzen. Weiterführend ist die Parallelität zu Waschstraßen eine gewollte, da die Skulptur einem "finishing touch mitter", einem Bauteil einer Autowaschanlage nachempfunden ist.
Für mich evozieren diese Zitate einerseits das urdeutsche Versprechen der Freiheit welches sich im Individualverkehr und seinen Autobahnen gipfeln sollte, und gleichzeitig auch sein Scheitern und die Lüge die damit einher geht. Die Folien welche sich langsam bewegen, erinnern an die alten Scheinwerfer französischer und italienischer Autos, die ebenfalls in diesem warmen und dunklen gelb gehalten waren und kitzeln Erinnerungen längst vergangener, warmer Sommernächte in den südlichen Ferienzielen der Deutschen hervor. Die schwarzen Muster konterkarieren diese Erinnerungen und zeigen uns die Austauschbarkeit dieser Versprechen. Alle Fahrten sehen von außen gleich aus und alle fahren auf der Autobahn in die selbe Richtung. Besonders zur heutigen Zeit ähneln sich alle Automodelle und man kann wie bei den Halterungen der Kennzeichen die unterschiedlichen Hersteller kaum noch unterscheiden. Alles ist in unserer Gesellschaft gestreamlined, und die alten Versprechen von Individualität leuchten nur noch selten stumpf und dunkel hinter dem Credo der Optimierung hervor. Denn sogar die Muster wiederholen sich in Teilen, befolgen Regeln der Wirtschaftlichkeit (wieviel Material können wir sparen?), der Statik (Wieviel Material muss dranbleiben, damit die Konstruktion hält?) und sind so Regeln unterworfen, die ihnen von außen diktiert werden.
So zeigt die Künstlerin wieder ihre genaue Beobachtungsgabe, die auch in ihrer Fotografie zu erkennen ist. Sie stellt Details in den Vordergrund, die sonst versteckt sind und erzählt mit einer Lässigkeit alltägliche Geschichten, mit Ironie und Humor gespickt. Da Magdalena Jooss die Skulptur auch selbst geplant und gebaut hat, eignet sie sich als Frau ganz beiläufig das heteronormativ männlich besetzte Feld des Autos an und unterläuft so gängige Geschlechterklischees, die in unserer Gesellschaft immer noch grassieren.
...Das minutiöse Abzeichnen mit dem Stift lässt mich herunterfahren, ich stelle mir vor ich bin der alte Mann der immer noch seinen Weg sucht, die perfekte Lösung sucht, stur sich treu bleibt….die Kirche bleibt im Dorf...
(Text: Matthieu Chladek)


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